Frankreich

Das Bordelais gilt als Traum der Weinwelt. Hier stammen die teuren roten Cuvées und die süßen Botrytisweine her. Die Qualität wurde durch ein veraltetes, aber bewährtes System gesichert: 60 Crus Classés sind in fünf Klassen unterteilt. Nach Qualitätseinbussen in den 70er Jahren und unter dem Druck der Neuen Welt mussten schließlich auch die Bordeaux- Weingüter modernisiert werden, wobei Mutter Natur mit den superben Jahrgängen 1989 und 1990 mithalf. Ausgesprochen interessant sind auch die neuen Roten aus dem Languedoc. Hier findet man schnell mal einen GSM (Grenacha-Syrah-Merlot), wie man ihn auch in Australien trinken könnte. Meine Favoriten sind die 1996er Weine, da dieser Jahrgang weltweit mit sehr guten Tropfen aufwarten konnte und im Vergleich zu manch anderem Jahrhundertjahrgang noch relativ bezahlbar blieb.

Unweit des Bordelais wird Wein zu Armagnac destilliert. Wir satteln unsere Motorräder in der Domaine de Paguy ab und betreten das alte Château von 1567. Heute hat die Familie den vorderen Teil des Hauses in prächtige Doppelzimmer umgewandelt und vermietet sie zusammen mit Blick auf die hauseigenen Reben, dem Swimmingpool sowie einem Entendinner aus Stopfleber und gegrillter Brust. Als Nachtisch, das muss sein, tischt der Schlossheer einen Armagnac-Kuchen auf: ein Pflaumen-Tart der mit weichem Armagnac aus eigener Produktion frisch besprenkelt wird. Der 5jährige Armagnac kommt in versiegelten 1,5-l-Flaschen auf den Tisch und rutscht auch ohne Kuchen karamelig-schokoladig die Kehle hinunter bis er die Netzverbindungen unterm Schädeldach nacheinander auszuschalten droht.

Domaine de Paguy, Armagnac

Fotos & Text: © Marcus Schütz 2005-2008